• AUS DER KLAR WERKSTATT

Sollen Unternehmen gesellschaftspolitisch Position beziehen?

Komplexe Themen wie Klimawandel, geopolitische Krisen und Desinformation bringen Unternehmen unter Druck, Stellung zu beziehen. Wie viel gesellschaftspolitische Verantwortung liegt bei Arbeitgebern – und wie können sie damit umgehen?

Klimawandel, Lieferketten, „Genderwahn“, Gaza, Ukraine, Migration, Fakenews, „Impfdiktatur“, politischer Extremismus: Die Politik weiß bislang nicht, wie sie mit der wachsenden Zahl von Konfliktthemen im öffentlichen Diskurs, Desinformation und der drohenden Erosion der freiheitlichen Demokratie umgehen soll. Wie aber können sich Unternehmen und Arbeitgeber verhalten? Die bisher praktizierte Trennung – die Wirtschaft kümmert sich um die Wirtschaft, die Politik um die Politik – schien dies klar zu regeln.

Trennung von Wirtschaft und Politik wird schwieriger

Wenn aber gesellschaftliche Konflikte mit dem Kerngeschäft kollidieren, Lieferketten in Frage stellen, Belegschaften spalten und Unternehmen um den sozialen Frieden und stabile Märkte fürchten, wird das zu wenig sein. Während in Österreich noch vorwiegend Stille herrscht, haben sich in Deutschland Wirtschaftsbosse und Konzerne öffentlich positioniert:

  • Die Drogeriemarktkette Rossmann hat wegen Elon Musks Unterstützung für den Klimaleugner Donald Trump den weiteren Kauf von Tesla-Firmenwagen abgesagt.
  • Evonik-Chef Christian Kullmann oder Unternehmer-Ikone Reinhold Würth (nach eigenen Angaben trotz daraus resultierender Millionenverluste) haben Belegschaft und Öffentlichkeit vor der Gefährdung von Demokratie und Wohlstand durch eine erstarkende AfD gewarnt. Andere haben es ihnen gleichgetan. Doch ist der Herausforderung mit Ankündigungen Genüge geleistet? Oder erfordert die Vielfalt komplexer Themen ein umfassenderes und strukturierteres Vorgehen?
  • Initiativen der Bertelsmann Stiftung oder des Business Council for Democracy gehen bereits einen Schritt weiter: Sie lassen wissenschaftlich zum Thema Corporate Political Responsibility (CPR) forschen oder bieten in Unternehmen Mitarbeiter:innen-Schulungen für digitalen Diskurs und den Umgang mit Fake News an.

CPR-Strategien: Was Unternehmen tun können

Unternehmen und Organisationen tun gut daran, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wer eine Unternehmensverfassung oder eine CPR-Strategie erarbeitet, kann bereits präventiv festlegen, welche Themen die Organisation und das Geschäftsmodell beeinflussen, ob und wie man sich dazu positionieren will und welche Maßnahmen nach innen und außen daraus abgeleitet werden. Dabei wird man nicht umhinkommen, dies in einem strukturierten Diskurs abzustimmen und damit auch intern nachhaltig zu verankern.

Der Nutzen einer klaren Positionierung

Der Nutzen? Die Sicherheit einer resilienten Organisation in unsicheren Zeiten, die Attraktivität als Arbeitgeber und nicht zuletzt das Bewusstsein, einen Beitrag zur Sicherung demokratischer Verhältnisse und sozialen Zusammenhalts zu leisten, sollten Grund genug sein.