- AUS DER KLAR WERKSTATT
Pflichtlektüre für Kommunikator*innen: Womit wir uns beschäftigen
Einen wesentlichen Beitrag zur Vertrauenskrise unserer Zeit und möglicher Bewältigungsstrategien liefert der deutsche Blogger und Publizist Sascha Lobo. In seinem Buch analysiert er, wie der soziale Wandel dazu führt, dass Menschen zunehmend ihr Vertrauen in etablierte Medien, politische Institutionen und andere gesellschaftliche Autoritäten verlieren. Er zeigt gleichzeitig Wege auf, wie Vertrauen zurückgewonnen werden kann.
Sascha Lobo spricht in diesem Zusammenhang von altem und neuem Vertrauen. Während das „alte Vertrauen“ Institutionen, Hierarchien, wissenschaftliche Fakten, Berechenbarkeit und Stabilität als Basis hatte, geht das „neue Vertrauen“ von einer gewissen Unvorhersehbarkeit, von ständiger Veränderung, Krisenanfälligkeit und der Möglichkeit von Mehrdeutigkeit aus.
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia gilt für ihn als positives Beispiel, wie neues Vertrauen entstehen kann. Während man früher gesagt hat, dass Wikipedia nicht zu trauen ist, weil alle hineinschreiben können, hat sich diese Sichtweise ins Gegenteil verkehrt. Heute weiß man, dass Wikipedia als Infoquelle zu trauen ist, weil alle hineinschreiben können.
Während also Online-Plattformen und soziale Medien das Potenzial haben, Menschen zu verbinden und den Zugang zu Informationen zu demokratisieren, haben sie auch eine Schattenseite. Die Flut an Informationen, die oft ungefiltert und nicht-verifiziert ist, führt zu einer Flut an Fake News und fördert das Misstrauen innerhalb der Gesellschaft.
Früher gab es klare Autoritäten – wie Medienhäuser, Wissenschafter*innen oder Politiker*innen – die als verlässliche Nachrichtenquellen galten. Das hat sich geändert. Heute hat jeder die Möglichkeit, Informationen zu verbreiten und zum „Experten“ zu werden.
Sascha Lobo macht deutlich, dass diese Veränderungen nicht nur eine institutionelle Vertrauenskrise widerspiegeln, sondern auch Treiber eines tiefgreifenden sozialen und politischen Umbruchs sind. Er plädiert dafür, dass die Überwindung dieser Krise eine neue Form von Vertrauen erfordert, die durch Transparenz, Integrität und Verantwortung sowohl von Individuen als auch Institutionen und Organisationen aufgebaut werden muss.
Zur Entwicklung dieses neuen Vertrauens schlägt Lobo konkrete Maßnahmen vor, in Form eines Bewältigungskompasses.
Für Unternehmen und Organisationen bedeutet das: möglichst alles transparent zu kommunizieren, Fehler einzugestehen und zu korrigieren, sich mit ihren Stakeholdern zu vernetzen und zu kooperieren, und sich in einen permanenten Dialog auch mit kritischen Gruppen zu begeben.