• AUS DER KLAR WERKSTATT

Gespalten – oder nicht?

Dass die Dinge oft anders sind, als sie scheinen, gilt auch für das aktuell häufig strapazierte Bild unserer polarisierten Gesellschaft.

Der Soziologe Steffen Mau hat in seinem viel diskutierten Buch Triggerpunkte die Ergebnisse einer Langzeitstudie zur vermeintlichen sozialen Spaltung in Deutschland zusammengefasst, die ein wesentlich differenzierteres Bild zeichnen. Das österreichische FORESIGHT-Institut hat das Thema unter der Leitung von Martina Zandonella in seinen jährlichen Demokratiemonitor aufgenommen. Und auch hier zeigen die Ergebnisse: Polarisierung findet sich viel stärker im medialen Diskurs, die Menschen im „sozialen Raum“ bewerten Schlüsselthemen viel einheitlicher als angenommen.

Weniger Polarisierung als angenommen

So gibt es über verschiedene Bevölkerungsgruppen hinweg eine breite Zustimmung zur gerechten Verteilung ökonomischer Ressourcen und über Parteigrenzen hinweg eine weit verbreitete Anerkennung alternativer Lebensformen von Schwulen und Lesben – dies war vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar.

In der Frage des Zugangs und der Zugehörigkeit von Migrantinnen und Migranten hat sich die Polarisierung in der Zeit der türkis-blauen Regierung zwar verstärkt, ist seither aber konstant geblieben. Beim Thema Klimawandel hat die Polarisierung mit zunehmender Präsenz teilweise zugenommen. In den beiden letztgenannten Themen manifestieren sich die Unterschiede aber vor allem im politischen Raum.

Soziale Medien verzerren Bild

Foresight-Analyst Florian Oberhuber: „Wer nur auf die (Sozialen) Medien schaut, kann den Eindruck einer heillos polarisierten Gesellschaft bekommen. Die Sozialforschung gibt hier eine positivere und realistischere Einschätzung. Und sie kann Unternehmen ermöglichen, die neuralgischen Triggerpunkte bei ihren Themen präzise zu identifizieren.“

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