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Wen hält Österreich für glaubwürdig? Den Papst, das Rote Kreuz und den eigenen Stromversorger
- Repräsentative Umfrage: Bevölkerung sieht in der Politik wenig Glaubwürdigkeit
- Unternehmen erzielen Spitzenwerte: Handelsketten am glaubwürdigsten, Banken Schlusslicht
- Blaulicht-Organisationen und Arbeiterkammer top – EU-Kommission, Regierung und Kirche flop
- Wesentliche Einflussfaktoren für Glaubwürdigkeit: Transparenz, Einhalten von Versprechen
Wien, 16. Juni 2015 – Der Papst, das Rote Kreuz und der eigene Stromversorger sind für die ÖsterreicherInnen am glaubwürdigsten, so eine repräsentative Umfrage des Sozial- und Meinungsforschungsinstituts SORA und der klar Strategie- und Kommunikationsberatung. In der Wirtschaft schneiden Lebensmittel-Handelsketten am besten ab, gefolgt von Infrastrukturunternehmen – die Banken sind weit abgeschlagen. Das PolitikerInnen-Ranking dominieren Angela Merkel und Heinz Fischer, am unteren Ende rangieren Heinz-Christian Strache und Wladimir Putin. Bei öffentlichen Institutionen liegen Rotes Kreuz und Polizei an der Spitze, Regierung und Kirche gelten einer Mehrheit als wenig oder gar nicht glaubwürdig. Ganz im Gegensatz zu Papst Franziskus, der den höchsten Wert aller abgefragten Personen erzielt.
Zur Präsentation
Anlass für die Umfrage, bei der im April und Mai 2015 österreichweit 750 Personen ab 16 Jahren befragt wurden, ist das zunehmende Bedürfnis der Bevölkerung nach Glaubwürdigkeit und Transparenz. klar Partner Sepp Tschernutter: „Wir wollen mit dem Ranking ein wissenschaftlich basiertes, verständliches Instrument zur Messung der Glaubwürdigkeit von AkteurInnen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft etablieren. Was trägt dazu bei, dass Unternehmen, Institutionen und Personen als glaubwürdig angesehen werden? Was schwächt die Glaubwürdigkeit? Wen finden die ÖsterreicherInnen glaubwürdig und wen nicht?“
Wirtschaft: Lebensmittelhandel glaubwürdigste Branche
Der Lebensmittelhandel gilt der heimischen Bevölkerung als die mit Abstand glaubwürdigste Branche, gefolgt von Verkehr/Infrastruktur, Industrie, Telekommunikation und Energieversorgern. Die Banken finden sich am unteren Ende der Skala. Im Unternehmens-Ranking liegen Hofer, Spar und Billa ganz oben, getoppt nur vom „Stromversorger in meinem Haushalt“, der mit 85 % Glaubwürdigkeit (38 % „sehr glaubwürdig“, 47 % „ziemlich glaubwürdig“) auch den zweitbesten Platz im Gesamt-Ranking erzielt. Der deutliche Unterschied in der Einschätzung von Branche und eigenem Versorger resultiert unter anderem aus dem menschlichen Verlangen nach Konsistenz: Dem eigenen Versorger hat man bereits das Vertrauen geschenkt und trifft daher eher Aussagen, die die Richtigkeit der eigenen Entscheidung bestätigen.
Weltpolitik: Merkel klar vor Obama
Unter den politischen Spitzen der Welt hat Angela Merkel mit einem Glaubwürdigkeitsscore von rund 70 % die Nase vorne, nur rund ein Viertel (26 %) finden sie weniger glaubwürdig. Umgekehrte Werte erhält hingegen Wladimir Putin, den nur 24 % der Befragten als glaubwürdig einstufen und mehr als zwei Drittel (69 %) als unglaubwürdig.
Barack Obama landet mit einer Glaubwürdigkeit von 61 % im Mittelfeld des Rankings, noch deutlich vor Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton (41 %) – wobei beide US-Politiker von Frauen etwas häufiger als glaubwürdig eingeschätzt werden als von Männern.
Österreichische Politik: Fischer weit voran, Mitterlehner gleichauf mit Glawischnig
Unter den heimischen Parteichefs und -chefinnen schreiben die ÖsterreicherInnen Reinhold Mitterlehner (52 %) knapp vor Eva Glawischnig (51 %) die höchste Glaubwürdigkeit zu. Während beide also von gut der Hälfte der Befragten als glaubwürdig eingeschätzt werden, schneiden die anderen Parteichefs weit schlechter ab: 42 % schreiben Werner Faymann Glaubwürdigkeit zu (54 % halten ihn für weniger bzw. gar nicht glaubwürdig), 36 % Matthias Strolz. Heinz-Christian Strache schließlich schätzt nur etwas mehr als ein Drittel (34 %) als glaubwürdig ein. Strache erzielt mit 62 % wenig oder gar nicht glaubwürdig den höchsten Negativwert unter den heimischen Politikern. Deutlich geschlagen wurden alle Genannten von Bundespräsident Heinz Fischer, der für mehr als zwei Drittel (68 %) glaubwürdig ist und damit dem etablierten Bild des Amtes gut entspricht.
Fußball und Wirtschaft punkten: Koller und Mateschitz auf Plätzen 4 und 5
Mit ebenfalls hoher Glaubwürdigkeit nehmen Teamchef Marcel Koller (63 %) und Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz (62 %) zwischen Heinz Fischer und Barack Obama die Plätze 4 und 5 des Personen-Rankings ein. Beide erreichen diese Werte allerdings auf Basis einer deutlich geringeren Bekanntheit. Interessantes Detail: Etwas schlechtere Werte erhält Mateschitz trotz des Markenimages von Red Bull in der jungen Altersgruppe (16- bis 29-Jährige), in der ihn 50 % als glaubwürdig einschätzen.
Wurst hauchdünn vor Gabalier
In der Frage Conchita Wurst (54 %) oder Andreas Gabalier (52 %) zeigt sich das Land unentschieden, wobei für Conchita etwas mehr (24 % zu 19 %) die Top-Bewertung „sehr glaubwürdig“ vergeben. Aufschlussreich hinsichtlich der politischen Dimension dieses Duells auch die weitere statistische Analyse: Während Gabalier-Fans tendenziell auch Strache und Putin als glaubwürdig einschätzen, tendieren Wurst-AnhängerInnen eher zu Eva Glawischnig und Matthias Strolz.
Papst und Kirche: Zwei Seiten eines Themas
Drastisch ist der Unterschied in der Wahrnehmung der katholischen Kirche und ihres aktuellen Oberhauptes: Während der Papst mit 79 % (49 % „sehr glaubwürdig“, 30 % „ziemlich glaubwürdig“) als glaubwürdigste aller abgefragten Personen gilt, halten 60 % die Kirche für wenig oder gar nicht glaubwürdig. Faktoren, die möglicherweise zu diesem Spitzenwert beitragen: Franziskus kommuniziert viel und aktiv, löst sich mit kontroversen Ansichten und Aussagen aus dem Schatten der Institution und ist bereit, Fehler einzugestehen.
Blaulicht-Organisationen und Arbeiterkammer überzeugen, EU-Kommission negativ
In der Kategorie öffentliche Institutionen liegen das Rote Kreuz (95 %) und die Polizei (77 %) mit beeindruckenden Werten vorne. Bei den Interessenvertretungen kann alleine die Arbeiterkammer mit 72 % eine Top-Reihung erzielen (gleichauf mit den Universitäten), während die Wirtschaftskammer mit 58 %, der ÖGB mit 48 % und die Industriellenvereinigung mit 41 % deutlich darunter liegen. Von 69 % wird die EU-Kommission als wenig bis gar nicht glaubwürdig bewertet, nur für 3 % bzw. 21 % ist sie sehr oder eher glaubwürdig. Nur wenig besser schneiden die katholische Kirche und die Bundesregierung ab, die von jeweils 60 % mit wenig bis gar nicht glaubwürdig bewertet werden.
SORA Geschäftsführer Christoph Hofinger: „Die Österreicherinnen und Österreicher urteilen beim Thema Glaubwürdigkeit differenzierter als bei anderen Themen, insbesondere wenn es um die Glaubwürdigkeit von Personen und Institutionen geht. So liegt das Rote Kreuz 71 Prozentpunkte vor der EU-Kommission, Papst Franziskus 55 Prozentpunkte vor Putin. Das heißt, die Einschätzungen sind bereits vorhanden und werden nicht erst im Interview improvisiert. Das und Zusammenhänge mit anderen Einschätzungen zeigen, dass Glaubwürdigkeit langfristig nur durch transparentes, klares und authentisches Handeln aufgebaut werden kann. Und dass die Glaubwürdigkeit bei Missachtung dieser Prinzipien schnell wieder verspielt ist.“
Wichtigste Faktoren für Glaubwürdigkeit nach Kontext und Branchen unterschiedlich
Relevante Ergebnisse liefert die Umfrage zu Entstehung und Aufbau von Glaubwürdigkeit. Tschernutter: „Glaubwürdigkeit macht nach wie vor einen Unterschied, und es gibt auch heute noch eine Chance, glaubwürdig zu sein. Je mehr Transparenz ich zulasse, umso glaubwürdiger gelte ich. Je mehr mein Sagen und Tun übereinstimmen, umso glaubwürdiger wirke ich. Je klarer und verständlicher meine Aufgabe für die Öffentlichkeit ist, desto einfacher kann die Öffentlichkeit meine Glaubwürdigkeit einschätzen. Und: Realitätsferne Inszenierung funktioniert langfristig nicht.“
11 Faktoren wirken über alle abgefragten Einheiten hinweg glaubwürdigkeitsfördernd oder -mindernd.
Die stärksten statistischen Zusammenhänge mit Glaubwürdigkeit zeigen folgende Beschreibungen:
- „ist ehrlich“
- „tut, was er/sie sagt“
- „hält, was er/sie verspricht“
Fast gleich stark wirken:
- „ist offen und transparent“
- „bei ihm/ihr passt alles zusammen“
Etwas schwächer wirken:
- „hat eine klare Linie“
- „zeigt wofür er/sie steht“
- „ist bereit, Fehler einzugestehen“
- „versucht nicht, sich besser darzustellen als er/sie ist“
Im Vergleich am wenigsten, aber immer noch signifikant:
- „weiß, was er/sie kann“
- „hat nichts zu verbergen“
Tschernutter: „Glaubwürdig zu agieren ist weitgehend eine Frage des Hausverstands. Wer als Organisation oder Person öffentlich auftritt, ist gut beraten, sich die Grundlagen von Glaubwürdigkeit immer wieder in Erinnerung zu rufen.“
Umfrage und Methodik
Das klar/SORA Glaubwürdigkeits-Ranking basiert auf 750 telefonischen Interviews österreichweit mit Personen ab 16 Jahren (Feldzeit 27. April – 20. Mai 2015).
Fragestellung: „Menschen und Organisationen sind dann glaubwürdig, wenn das, was sie sagen, auf lange Sicht mit dem übereinstimmt, was sie tun. Sind die folgenden Personen und Organisationen in diesem Sinne für Sie sehr, ziemlich, wenig oder gar nicht glaubwürdig?“ Antwortmöglichkeiten: sehr glaubwürdig, ziemlich glaubwürdig, wenig glaubwürdig, gar nicht glaubwürdig, weiß nicht, kenne ich nicht. Die Interviews führte das Institut für statistische Analysen Jaksch & Partner durch. Die Daten wurden gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bildung. Somit entstehen aus diesen Daten repräsentative Aussagen über die österreichische Bevölkerung. Die maximale Schwankungsbreite für die dargestellten Ergebnisse liegt bei +/- 3,6 %.
Über klar
klar ist eine österreichische Strategie- und Kommunikationsberatung, spezialisiert auf die Lösung anspruchsvoller Kommunikationsaufgaben. Gegründet wurde klar im Jänner 2015 von den PR-Expertinnen und -Experten Birgit Brandner, Bernhard Hudik, Birgit Kacerovsky und Sepp Tschernutter, die das Unternehmen als gleichberechtigte Partner führen. Sie haben in den letzten 15 Jahren den PR-Marktführer Grayling/Trimedia mitgeprägt und persönlich an bedeutenden Mandaten und vielfach ausgezeichneten Kommunikationsprojekten gearbeitet. Mehr unter www.klar.net
Über SORA
Das SORA Institut zählt zu den führenden privaten sozialwissenschaftlichen Instituten in Europa. Als renommierte Autorität in der Politik- und Sozialforschung liefert das Wiener Institut Forschung und Beratung für Interessensvertretungen und öffentliche Einrichtungen sowie namhafte Privatunternehmen. Neben der Erstellung wissenschaftlich fundierter Entscheidungsgrundlagen umfasst das SORA-Portfolio auch die Begleitung der Kunden bei der Formulierung von Kommunikationsstrategien und deren effizienter Umsetzung. Mehr unter www.sora.at
Rückfragehinweis:
klar, Bernhard Hudik: bernhard.hudik@klar.net; +43 664 922 7271
SORA, Florian Oberhuber: fo@sora.at; +43 1 585 33 44-58